Themenpunkt 5

Bergbau vor der Lichtenhardt

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„Hermannsglück“

Die bisher ältesten schriftlichen Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1754. Hierbei geht es um die Erlangung einer Muthung auf dem Gebiet vor der Lichtenhardt.

Auszug aus dem Mutprotokoll 1754

Quelle: Thomas Kettner; Landesarchiv NRW: Staatsarchiv Münster, Bestand: Bergamt Siegen Nr. 37

Sindergrube Am Heide Nüfel      Unglinghausen

  • D: 14. Jannuar, Erschiene Frantz Conrad von Unglinghausen für sich und Cons:. zeigte an wie Sie Eine Neue Grube vorberührt auf zu bauen gesinnet; als bathe um Einen schurf Zettul, welcher Ihnen mit der Condition Ertheilt, daß, so bald Ertz, Metalle oder Mineralien angehauen so forth die anzeige dahier thun sollen, welchem nach Ihnen die behörige Muthung ertheilt werden soll.

Lustmer Am Lichtenberg              Unglinghausen

  • End: ist dem Erst Bemeldten Conrad ein schurf zettul auf vorberührte grube mit obiger Condition ertheilt worden.

Die Anfänge des Bergbaues vor der Lichtenhardt.

Der in den Urkunden genannte Frantz Conrad wurde als Johann Franz Conradt 1715 in Ober-Unglinghausen in dem damals sehr stattlichen „Hänersch“ Haus geboren. Nur ca. 800 m entfernt war sein neues Grubenfeld.

Da er keine männlichen Nachkommen hatte, ist aus dem Stammbaum und der Erbfolge  zu vermuten, dass seine Bergbauanteile nach seinem Tod 1783 veräußert wurden.

Wer die „Consorten“ in der oben erteilten Mutung sind und wo sie wohnten, ist nicht bekannt. Es ist aber zu vermuten, dass noch einige Bergleute aus Unglinghausen ihr Glück in der Selbständigkeit suchten.

Wie die Anteile (Kuxen) verteilt waren, ist nicht bekannt. Sicher ist, das Johannes Stücher, geboren am 24. Februar 1779 in Beienbach, der Urgroßvater von Hermann Stücher, erst durch seine Heirat am 14. Juli 1805 mit Anna Margarethe Wagener nach Unglinghausen kam. Sie lebten mit sechs Kindern in Ober-Unglinghausen im „Nüse Haus“.

Die Schürfrechte in der Lichtenhardt sind sicher irgendwann in der Familie Stücher zusammengeführt worden. Ob ein Angehöriger der Familie das Schürfrecht genutzt hat, ist nicht nachweisbar.

Erst im Jahre 1899 wurde durch die Familie Stücher das Grubenfeld wieder nachweislich belebt.

Hermann Stücher wurde am 21. März 1880 in Ober-Unglinghausen geboren, er ist gestorben am 15.  November 1965 in Eichen. Am 17. Juni 1902 heiratet er die aus Herdorf stammende Margarete Buchener. Aus dieser Ehe stammen 7 Kinder. Sie lebten in Eichen.

Da bisher kein weiterer Schriftverkehr eines Bergamtes zu dieser Grube gefunden wurde, soll hier das Grubenbild nicht ausschließlich nur durch Veröffentlichungen in der Westfalenpost vom 13. und 14.Juni 1959 nachgezeichnet werden.

Als Berglehrling erlernte Hermann Stücher den Beruf des Bergmannes auf der Grube Stahlberg in Müsen. Ab Juni 1899 begann er in seiner Freizeit mit seinen Grabungen an der Lichtenhardt.

Solange er noch in Müsen tätig, gab sich Hermann Stücher mit einigen Schürflöchern an unterschiedlichen Stellen an der Lichtenhardt zufrieden. Dann machte er sich selbständig und verdiente in der Industrie als Abbruchunternehmer das Geld, welches er für den Bergbau in der Lichtenhardt brauchte. 1932 täufte er auf dem Quellkopf der Lichtenhardt mit der Hilfe von Arbeitslosen gegen eine geringe Bezahlung einen Schacht ab, der sehr schnell eine Tiefe von 16 Metern erreichte. Der Schacht wurde durch Grundwassereinbruch unbrauchbar.

Hermann Stücher teufte zunächst 100 m talwärts einen weiteren Schacht in den Berg, aber in Folge von fehlenden Pumpen füllte auch der sich sehr schnell mit Wasser. Erst 1949 grub er einen Stollen bis zu einer Länge von 140 m in den Berg. Die tiefste Stelle lag 26 m unter der Oberfläche. Mit der Hilfe seines Neffen Hermann Dick (er war Bergmann aus Castrop) trieben sie einen Querstollen bis unter die Höhe des heutigen Rundweges. Hermann Stücher war Bergmann aus Leidenschaft. An einen materiellen Gewinn glaubte er 1961 selbst nicht mehr; 60.000 DM, sagte er, habe er bisher in sein Bergwerk investiert.

Nennenswerte Erze hat Hermann Stücher nicht gefunden. Den Geschichtsforschern wird sein Name durch seine Funde der neolitischen Scherben 1951 in Erinnerung bleiben. Den Bürgern von Unglinghausen bleibt Hermann Stücher und sein Kleinbergwerk mit dem Namen „Hermannsglück“ in Erinnerung.

Das Bild zeigt Hermann Stücher (mit Krawatte) vor dem Grubeneingang