Ausblick auf Ober-Unglinghausen
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Land- und Forstwirtschaft sind in Unglinghausen traditionell eng verbunden. Durch den Strukturwandel wird die heutige landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 200 ha noch von einem Vollerwerbslandwirt mit Milchviehhaltung und vier Nebenerwerbslandwirten, darunter drei Biobetrieben mit Direktvermarktung, bewirtschaftet. In den Jahren 1913 und 1914 wurden hier über 10 ha Haubergsflächen links von der Struhtbornquelle bis rechts in die Viehweide von der Haubergsgenossenschaft zur Verfügung gestellt und in Kulturland umgewandelt. Die Baumreihe rechts in der Viehweide bildete die Grenze zum Hauberg, bevor die Weide nochmals vergrößert werden musste. Alle landwirtschaftlichen Flächen werden von ortsansässigen Familien bewirtschaftet.
Rechts oberhalb der Viehweide liegt der Hochbehälter für Trinkwasser in Unglinghausen. Noch in den Jahren 1954 bis 1956 wurde die öffentliche Trinkwasserleitung im Hand- und Spanndienst verlegt.
Wie man von diesem Standort aus sehen kann, ist unser Ort in Wald eingebettet. Die Geschicke der Forst- und Waldwirtschaft wurden von Haubergsvorsteher Paul Kämpfer dreiundvierzig Jahre lang geprägt und mitverantwortet. Unter seinem Vorsitz wurden die Sohlstätten-Anteilseigner und die Haubergseigner 1986 in die Vereinigte Waldgenossenschaft zusammengeführt und der gesamte Waldbesitz in neue Anteile aufgeteilt.
Das „Sohlstättenrecht“ war eine besondere Nutzung des Waldertrages in Form von Bau- und/oder Brennholz, bezog sich auch auf ein Wasserrecht und war nur den Hausbesitzern zugeordnet und in einer Auflistung 1846 schriftlich fixiert. Wie man vor 1846 zu einem Sohlstättenrecht[1] kam oder wie es gehandhabt wurde, ist für Unglinghausen nicht belegt. Die Sohlstättenbesitzer waren ein in sich geschlossener Kreis, der nach 1846 auch nicht vergrößert wurde. Das Sohlstättenrecht war stets an das Haus gebunden und konnte nur zusammen mit dem Haus verkauft oder vererbt werden.
Bis auf ca. 10 ha Stadtwald der Stadt Netphen ist der gesamte Wald von ca. 360 ha in Unglinghausen im Besitz der Vereinigten Waldgenossenschaft mit z. Zt. 108 Anteilseignern. Er wird gemeinsam bewirtschaftet wie eine „Aktiengesellschaft“.
Die Baumartenvielfalt ist in 54 Prozent Nadelholz und 46 Prozent Laubholz aufgeteilt. Durch Baumarten, die an den Standort angepasst sind, und durch die Ausnutzung der natürlichen Verjüngung erfolgt eine ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die Nutzung des Waldes wird in Unglinghausen schon seit 1990 naturnah betrieben. Die Holzgewinnung erfolgt nicht mehr durch Kahlschläge. Über gut ausgebaute Waldwege und Rückegassen ist ein Umwelt schonender Abtransport gewährleistet.
Die Unglinghäuser Vereinigte Waldgenossenschaft ist PEFC zertifiziert.
[1] Ring, Wilhelm Sohlstättenrecht Siegerland, Band 29, 1952, Seite 27-32.